ITALO-ZOMBIES AUF DVD & BLU-RAY (TEIL 1): THE BEYOND A.K.A. DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES [GRINDHOUSE RELEASING, 2015]

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ITALO-ZOMBIES

AUF DVD & BLU-RAY

(TEIL 1)

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THE BEYOND

[L’ALDILA, 1981]

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DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES

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ÜBER DEM JENSEITS

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– GRINDHOUSE RELEASING –

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Im Jahre 1981 erreichte das Können von Lucio Fulci seinen absoluten Höhepunkt: DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES ist zusammen mit ZOMBIE (DAWN OF THE DEAD) das absolute Ultimum im Zombiegenre. Alles was danach kam ist nicht mehr interessant (für mich jedenfalls nicht), denn spätestens mit Kasperklamotten wie RETURN OF THE LIVING DEAD 2 ist das Zombiegenre gestorben. So ist das meistens mit allen ernsthaften Genres: Kommen erstmal die ersten Komödien, ist auch bald schon Feierabend… Einzig DAY OF THE DEAD von George Romero ist noch interessant – und spätestens mit diesem Film war dann wirklich alles gesagt, was es zum Zombiegenre zu sagen gibt.
GEISTERSTADT zieht einem dagegen jedenfalls komplett die Schuhe aus – im positiven Sinne natürlich! Nie waren die Zombiemasken so unheimlich, die Splattereffekte so grandios und die eigentliche Story so unwichtig wie in diesem Jahrhundertwerk.

„WHAT I WANTED TO GET WITH ACROSS WITH THIS FILM WAS THE IDEA THAT ALL OF LIFE IS OFTEN REALLY A TERRIBLE NIGHTMARE AND THAT OUR ONLY REFUGE IS TO REMAIN IN THIS WORLD, BUT OUTSIDE TIME.“

Keine positive Botschaft von Lucio Fulci – so viel ist klar. Es gibt viele Regisseure, die einen wütenden Beitrag zum Thema Mensch abgeliefert haben. Beispiele sind Mario Bavas IM BLUTRAUSCH DES SATANS, in dem Bava den Menschen als habgieriges Monster darstellt, das für Geld im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Selbst ein Paul Naschy hatte 1980 die Schnauze voll und zeigte den Menschen als Bestie, was sich schon sehr schön vom Originaltitel ableiten lässt: EL CARNAVAL DE LAS BESTIAS (HUMAN BEASTS).
Gleich die Pre-Credit-Sequenz von GEISTERSTADT ist zugleich Hommage an die alten Universalklassiker wie FRANKENSTEIN und ein klares Statement zum Thema Selbstjustiz. Im Louisiana des Jahres 1927 (Fulcis Geburtsjahr!) bekommt der Maler Schweick (Michele Antoine aus THE KILLER MUST KILL AGAIN) in einem Zimmer des Hotels zu den 7 Toren unfreundlichen Besuch von den Dorfbewohnern, die ihn erst mit Ketten auspeitschen, an die Wand nageln und schließlich mit Kalk übergießen. Zartbesaitete sollten sich den Film jedenfalls nicht unbedingt anschauen!
Im Jahre 1981 erbt die hübsche Lisa (Catriona MacColl ) schließlich das finstere Hotel und läßt es renovieren. Doch die Handwerker nippeln allesamt auf bizarre Art und Weise durch „Unfälle“ ab. Mein Liebling dabei ist Joe, der nette Klempner von nebenan. Doch in dem heißen Südstaatenkaff Louisiana gibt es natürlich auch freundliche Leute wie den Arzt Dr. McCabe (stets sympathisch: David Warbeck), der Lisa hilfreich unter die Arme greift. Und auch die mysteriöse Emily mit dem lieben Schäferhund steht Lisa anfangs zur Seite. Doch die unheimlichen Geschehnisse scheinen kein Ende zu nehmen, und McCabe und Lisa beginnen schließlich zu recherchieren, um herauszufinden, was in dem Ort eigentlich vor sich geht. Als sie letztendlich begreifen, das Lisas Haus auf einem der sieben Tore zur Hölle errichtet wurde, ist es bereits zu spät…
Auch bei diesem Fulcischocker sind die Kritiken oft negativ (zum Beispiel die bescheuerte BADMOVIES-Rezension, die eine absolute Frechheit ist), und ich habe das Gefühl, daß das, was Lucio Fulci mit seinen Zombiewerken ausdrücken wollte, einfach nur von echten Kultfilmfans verstanden werden kann. Allen anderen fehlt anscheinend ganz einfach die Fantasie, denn gerade GEISTERSTADT gehört zu den wenigen Horrorfilmen, die eine extrem dichte und beklemmende Atmosphäre des Grauens aufbauen, verstärken und am Schluß so explodieren lassen können wie es in GEISTERSTADT der Fall ist. Die Splattereffekte hauen mich auch beim x-ten Durchgang noch vom Stuhl – besonders die Spinnen- und die Säuresequenz im Leichenschauhaus sind grandios inszeniert – nie waren Spinnen so erschreckend! Doch ich liebe vor allem die ruhigen und unheimlichen Momente, besonders die Szene, in denen mehrere Zombies die blinde Emily besuchen. Sie stehen im dunkeln, starren Emily an, warten ab – und dann schnappt sich Emilys Hund den Schweickzombie und die Hölle ist los. Was für eine faszinierende Gänsehautszene!
Dann natürlich die Sequenz, in der Joe erst ganz langsam aus dem fauligen Wasser der Badewanne emporsteigt und anschließend die Putzfrau an den Nagel hängt. Naja, seinen Klempnerjob musste er ja zuvor auch schon an den Nagel hängen!
Neben Catriona MacColl und David Warbeck bekommt man den kultigen Al Cliver aus Fulcis WOODOO als Leichenarzt zu sehen. Dann die ein wenig an Nicoletta Elmi erinnernde Maria Pia Marsale und die süße Cinzia Monreale, die die blinde Emily mimt. Die überragende Fotografie besorgte (wie auch in Fulcis beiden anderen Werken aus der sogenannten Gotik-Trilogie) Sergio Salvati, der in meinen Augen mit GEISTERSTADT seine beste Arbeit abgeliefert hat.
GEISTERSTADT hat seine eigene spezielle Art von alptraumhafter Logik, die die meisten Kritiker nicht sehen können oder einfach nicht sehen wollen. Auch die Zombies sind wie in GLOCKENSEIL eher untypisch, denn sie killen auf originelle Weise und kaum mal durch herzhaftes Zubeißen. Das Skript schrieben Dardano Sacchetti, Giorgio Mariuzzio und Lucio Fulci höchstselbst – raus kam eine blutige, surrealistische Reise in die Phantastik. Mehr noch als schon in GLOCKENSEIL erinnert die Atmosphäre an H.P. Lovecrafts Kultgeschichte DIE FARBE AUS DEM WELTALL – nicht die Story selbst, sondern die intensive Atmosphäre des Grauens und das Gefühl, daß die Helden des Films kein Happy End erleben werden. So ist GEISTERSTADT eigentlich ein Fantasymärchen für Erwachsene. Ok, ok, ich habe ihn schon als Kind gesehen… 

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Nachdem zunächst ARROW VIDEO und dann XT VIDEO denselben Transfer veröffentlichten – der nicht wirklich überzeugen konnte -, rollt nun also mit ziemlicher Verspätung endlich das brandneue 3-Disc-Set von GRINDHOUSE RELEASING an. Und ja, die Bildqualtät ist eine sichtbare Steigerung. Das liegt vor allem daran, daß die vielen Verschmutzungen verschwunden sind. Auch das künstliche Rauschen ist entfernt worden. Davon abgesehen ist das Bild auch einen Tick schärfer und die Farben lebhafter. Aber ich glaube auch als Nichtexperte, daß der Film mit einer aufwändigen Restauration noch besser aussehen könnte.
Der englische Ton ist jedoch der absolute Hammer, denn er donnert glasklar aus den Boxen. Restauriert und remastert wurde dieser vom Oscargewinner Paul Ottosson. Auch die italienische Audiospur ist ok, kann aber aus verständlichen Gründen nicht mit der englischen mithalten.
Das Bonusmaterial ist absolut bombig: zum Beispiel enthält die dritte Disc den gesamten Soundtrack des Films in sehr guter Qualität. Dann wären da mehrere aktuelle Interviews mit Catriona MacColl, Cinzia Monreale und vielen anderen. Zu den anderen zählt auch Larry Ray, der den abstürzenden Maler spielt. Unglaublich, was der gute Mann in satten 45 Minuten (!) alles zu den Dreharbeiten zu erzählten hat! Da sind köstliche Anekdoten über Lucio Fulci dabei. Zu Wort kommt auch der Knabe, der den Schweickzombie spielt. Kaum zu glauben, aber bei dem Mann handelt es sich um einen seriösen Theaterdarsteller!
Das Booklet besteht zum größten Teil aus einem exzellenten und höchst interessanten Text von Martin Beine. Es dreht sich in erster Linie darum, von welchen Filmen Lucio Fulci bei den Dreharbeiten von GEISTERSTADT beeinflußt gewesen ist. Schön zu sehen, daß Martins Texte nun auch in den USA angekommen sind!
Alles in allem ein tolles Paket, was GRINDHOUSE RELEASING einem zu bieten haben. Sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen…

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FILMQUALITÄT: 10 / 10

BILDQUALITÄT: 8 / 10

TON (ENGLISCH): 9 / 10

TON (ITALIENISCH): 7 / 10

BONUSMATERIAL: 10 / 10

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Blu-Ray-Screenshots:

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