BARBARA STEELE, DIE KÖNIGIN DES GOTIK-HORRORS [EINE KLEINE BIOGRAFIE UND BILDERGALERIE]

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DIE KÖNIGIN DES GOTIK-HORRORS

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Barbara Steele, geboren am 19. Dezember 1938, wuchs im englischen Birkenhead bei Cheshire auf, und schon in jungen Jahren wollte sie unbedingt Schauspielerin werden. Noch zur Schulzeit schloß sie sich einer Theatergruppe an, während sie dennoch ihr Abitur machte und anschließend Malerei studierte – wie Mario Bava. Und nach einigen kleineren Filmrollen wurde sie von besagtem Mario Bava (meinem ultimativen Lieblingsregisseur!) entdeckt, der gerade dabei war sein Regiedebüt LA MASCHERA DEL DEMONIO (DIE STUNDE, WENN DRACULA KOMMT) vorzubereiten. Kurz zuvor hatte Mario Bava schon Riccardo Fredas CALTIKI – IL MOSTRO IMMORTALE beendet, weil Freda noch vor Beendigung der Dreharbeiten aus dem Projekt ausgestiegen war. Mario Bava war bis dahin für die Kamera und die Spezialeffekte zuständig gewesen – und nun saß er selbst auf dem Regiestuhl eines Horrorfilms. Doch niemand konnte damals erahnen, das LA MASCHERA DEL DEMONIO (1960) für den großen Durchbruch sorgen sollte – für Mario Bava und Barbara Steele…
LA MASCHERA DEL DEMONIO basierte auf dem Roman von Nikolai Gogol und ist eines der größten Meisterwerke des italienischen Gotik-Horrors der ’60er Jahre. Schaut man sich den Film in Ruhe an, bemerkt man durchaus, daß Mario Bava Malerei studiert hatte. Er führte schließlich nicht nur die Regie des Films, sondern sorgte auch für die wundervolle Schwarzweiß-Fotografie, die stark an die Universalklassiker wie DRACULA mit Bela Lugosi erinnern. Und die Verbindung von Erotik und heftigeren Horrorelementen (zumindest für die damalige Zeit) läßt erahnen, daß Mario Bava auch die Gruselwerke aus den Hammerstudios studiert hatte.

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Barbara Steele spielt zu Beginn des Films die Hexe Asa, die erst gefoltert und schließlich mit einer Eisernen Jungfrau (im Bronzemaskenformat – deshalb auch der Alternativtitel THE MASK OF SATAN) grausam getötet wird. Doch sie prophezeit den Henkern ihre Rache, und viele Jahre danach kommt sie als Katia zurück auf Erden…
Das Bild oben mit Barbara Steeles von der Bronzemaske durchlöchertem Gesicht gehört zu den berühmtesten Fotos, die es jemals von einem Horrorfilm gab. Und gerade ihr Gesicht (und nicht zu vergessen ihre langen schwarzen Haare, die japanische Regisseure knapp 40 Jahre nach LA MASCHERA DEL DEMONIO) zu Filmen wie RING beeinflußen sollten) sollte zu ihrem großen Markenzeichen werden – keine klassische Schönheit, sondern gleichzeitig unheimlich, aufregend, böse, sinnlich und undurchschaubar. Und dazu kamen noch ihre großen, finsteren, starrenden Augen. Was für ein Anblick!

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Und obwohl stark in den Gewalt- und Erotikszenen geschnitten, spielte LA MASCHERA DEL DEMONIO für Produzent Arkoff sehr viel Geld ein. Heute ist der Film sowohl bei Gotik-Horrorfans als auch bei den Steelers (= Fans von Barbara Steele!) sehr beliebt, und dank dem Siegeszug des Mediums DVD kann man ihn endlich ungeschnitten genießen. Und soviel kann ich vorwegnehmen: es ist der einzige italienische Gotikhorrorstreifen mit Barbara Steele, von dem es eine deutsche Synchronisation gibt!
Keine andere Schauspielerin wie Barbara Steele konnte gleichzeitig magisch anziehend, erregend und fast schon abstoßend sein. Bis zu Mario Bavas märchenhaften Kultklassiker von 1960 gab es auch keine Frauenrollen im italienischen Genrekino, die Böses ausstrahlten und eben keinen süßen Liebreiz. Bavas Film ermöglichte Barbara Steele auch erst die Rückkehr nach Hollywood, wo sie an der Seite des Größten (= Vincent Price) drehen durfte, und zwar in Roger Cormans Edgar-Allan Poe-Adaption THE PIT AND THE PENDULUM (DAS PENDEL DES TODES) von 1961. Und wie in LA MASCHERA DEL DEMONIO spielt sie eine Frau, die nicht von einem männlichen Helden gerettet werden muß, sondern eine durchtriebene Ehebrecherin (im 16. Jahrhundert!), die ihren Mann (Vincent Price) in den Wahnsinn treiben möchte, um anschließend mit ihrem Geliebten durchzubrennen (auch im noch folgenden NIGHTMARE CASTLE spielte sie eine Ehebrecherin). THE PIT AND THE PENDULUM gehört für mich wie Bavas Regiedebüt zu den schönsten Gotik-Gruslern, die jemals gedreht wurden.

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Doch sie kehrte schnell nach Italien zurück (zum Glück) und Riccardo Freda engagierte Barbara Steele 1962 für seinen THE TERROR OF DR. HICHCOCK.
Ein Jahr danach (also 1963) drehte Antonio Margheriti dann das horrible Gotik-Meisterwerk DANZA MACABRA (CASTLE OF BLOOD) mit Barbara Steele in der Hauptrolle, der ebenfalls noch nie in Deutschland lief. Nachdem ich erst die US-DVD aus dem Jahr 2002 namens CASTLE OF BLOOD von SYNAPSE FILMS in die Hände bekam und nach dem Sichten ein klein wenig enttäuscht war (trotz Restauration sieht die Qualität des Bildes eher nach einem Film aus den ’50er Jahren aus), veröffentlichte dann das italienische Label SINISTER FILMS im Sommer 2010 eine DVD mit dem Originaltitel DANZA MACABRA – und die Fassung hat mir die Schuhe samt Socken ausgezogen! Und das im positiven Sinne, denn jetzt sieht der Film einfach gigantisch gut aus: ein extrem sauberes, scharfes Bild lässt die US-DVD wie einen Stummfilm von 1930 aussehen. Und weil ich die englische Synchronisation kenne, ist es leicht zu verschmerzen, daß es keinen englischen Ton und auch keine englischen UT gibt.
In DANZA MACABRA betritt der Journalist Alan Foster (Georges Riviere, auch bekannt aus Margheritis SCHLOSS DES GRAUENS) ein unheimliches Schloß, und zwar nachdem ihm Edgar Allan Poe höchstselbst (gespielt von Silvano Tranquilli) und dessen Freund Thomas Blackwood (Umberto Raho aus Dario Argentos DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE) eine Wette anbot, daß er, also Alan Foster, die folgende Nacht nicht überleben wird, wenn er sie im besagten „Schloß des Blutes“ verbringt. Doch Alan betritt mutig das finstere Schloß und kundschaftet es in aller Seelenruhe aus. Doch dann taucht wie aus dem Nichts Elizabeth Blackwood (Barbara Steele) auf und sorgt mit ihrem Auftritt für den ersten atem-beraubenden Schockeffekt des Films. Der mutige Alan verliebt sich auf den ersten Blick in die leichenblasse, mysteriöse Elizabeth, die sich scheinbar nur zu gerne auf Alan einläßt. Doch dann taucht Elizabeths eifersüchtige Schwester Julia auf, die von der norwegischen Schönheit Margarete Robsahm gespielt wird, die sich ebenfalls an Alan heranmacht. Alan wird schließlich Zeuge eines schrecklichen Ereignisses: ein Muskelmann reißt die Türe auf, stürzt ins Zimmer und erdolcht Elizabeth! Nachdem Alan sich von dem Schock erholt hat und mit Kerzenhalter durch die Gänge schleicht, erscheint ihm …Elizabeth! Ist sie eine wandelnde Tote???
Barbara Steele ist einfach hervorragend als mysteriöse Dame des Schlosses – nie weiß man in ihren Gotik-Horrorcharakteren, ob sie eine Hexe, ein Gespenst, eine wandelnde Tote oder eine holde Maid in Nöten mimt. Dieses unheimliche Gesicht macht es dem Zuschauer wirklich unmöglich, herauszubekommen, was sie im Schilde führt – und das macht diese Gotik-Grusler erst zu etwas ganz Besonderem…

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Regisseur Antonio Margheriti war nach Riccardo Freda und Mario Bava der dritte im Bunde, der diese wunderschönen Horrorstreifen in den ’60er Jahren inszenierte. In meinen bescheidenen Augen hatte Margheriti eindeutig auch seine größten Stärken in diesem schauerromantischem Genre. Schade, daß es in seinem dritten Gotik-Werk namens SCHLOSS DES GRAUENS von 1965 keine Barbara Steele zu bestaunen gibt, doch dafür spielte sie in seinem I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE (THE LONG HAIR OF DEATH) von 1964 erneut eine Untotenrolle. SCHLOSS DES GRAUENS ist nebenbei bemerkt der einzige Margheriti-Gruselfilm, von dem es eine deutsche Synchronisation gibt. Scheinbar haben sich die deutschen Kinoheinis nicht für italienische Horrorfilme interessiert…
Und allein der englische Titel THE LONG HAIR OF DEATH deutet schon an, woher die japanischen Horrorregisseure ihre Ideen hatten für Filme wie RING – schließlich spielt langes, schwarzes Frauenhaar eine gewichtige Rolle in diesen Gruselwerk!

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Ohne lange Anlaufzeit geht es in I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE zur Sache: Ende des 16. Jahrhunderts versucht Helen Karnstein (Barbara Steele) ihre Mutter vor dem Flammentod zu bewahren, denn diese wurde der Hexerei angeklagt und soll dafür brennen. Helen fleht den Grafen Humboldt (Giuliano Raffaelli, der auch in Margheritis coolem Italo-western SATAN DER RACHE mit Klaus Kinski auftaucht) an, ihre Mutter zu verschonen, doch dem kommen beim Anblick der wundervollen Helen ganz andere Gedanken. Sie läßt sich schließlich auf den Grafen ein und dennoch kennt dieser keine Gnade für Helens Mutter, die darauf in den Flammen stirbt. Mitansehen muß diese grausige Untat auch die noch sehr junge Schwester Helens namens Elizabeth.
Doch für die beiden Schwestern kommt alles noch viel schlimmer, denn eines Tages stürzt der böse Graf Humboldt Helen einfach von einer Klippe in die tosenden Fluten, während die inzwischen erwachsen gewordene Elizabeth den noch böseren Sohn Humboldts, Kurt (George Ardisson), zwangsheiraten muss. Graf Humboldt und sein Sohn teilen das Geheimnis, daß der Papa seine damalige Frau im Streit tötete, die jetzt als Modermumie offen im Sarge der Familiengruft liegt. Eines Nachts schleicht Humboldt in die besagte Gruft und weint am Sarg, während das Skellett plötzlich zu atmen beginnt… Diese Szene gehört zu den atemberaubendsten Momenten, die ich je in einem Gruselfilm gesehen habe! Und in einer weiteren stürmischen Gewitternacht schlägt in Helens Grabstein ein Blitz ein (auf ihrem Grabstein steht Helen Rochefort, was ich mir nicht so ganz erklären kann, denn auch im italienischen Originalton wird sie Karnstein genannt), der ihren Sarg freilegt und die inzwischen Verweste zu neuem Leben erweckt, was für die nächste grandiose Gruselszene sorgt. Wieder so schön wie zu Lebzeiten platzt Helen dann in einen Gottesdienst hinein, in dem die ganze Familie Humboldt anwesend ist…

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1964 drehte Barbara Steele dann zum zweiten Mal unter der Regie Riccardo Fredas in einem Gruselstreifen namens LE SPECTRE DU PROFESSEUR HICHCOCK (aka THE GHOST), den ich noch mal genauer unter die Lupe nehmen muß…

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1965 gab dann Regisseur Mario Caiano sein Horrorfilmdebüt mit dem sehr harten, finsteren GLI AMANTI D’OLTRETOMBA (NIGHTMARE CASTLE), in dem Barbara Steele eine weitere sinistre Doppelrolle spielte. Auch in NIGHTMARE CASTLE ist Atomsphäre, Stil und Ästhetik alles, während die eigentliche Geschichte nebenrangig ist – ganz so wie im Giallogenre.
In NIGHTMARE CASTLE findet der satanische Doktor Stephen Arrowsmith (Paul Muller) heraus, daß seine Ehefrau Muriel (Barbara Steele) eine Affäre mit dem Gärtner (Rik Battaglia) hat. Nebenbei bemerkt: man sollte bei NIGHTMARE CASTLE und den anderen italienischen Gotik-Gruslern bedenken, daß diese Filme aus den noch biederen und prüden ’60er Jahren sind – eine Zeit, in der man(n) solche Frauen noch aus der Stadt jagte oder gleich steinigte. NIGHTMARE CASTLE müsste so bei 1890 angesiedelt sein, denke ich mal.
Jedenfalls, der Doktor Arrowsmith (der dabei ist ein Schönheits- und Verjüngungsserum zu entwickeln) nimmt Muriel und den Geliebten gefangen und beginnt sie langsam zu Tode zu foltern.
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„I WILL KILL YOU, YOU WHORE! YOU AND YOUR FILTHY FRIEND! BUT DEATH, MY DEAR, MUST COME TO YOU ONLY AFTER I’VE TORN FROM YOUR BODIES ALL THE SUFFERING AND PAIN A HUMAN BEING CAN STAND! AND YOU DON’T KNOW HOW LONG IT TAKES TO DIE OF PAIN!“
Kurze Zeit danach taucht dann Muriels Schwester Jenny (auch Barbara Steele!) auf, die Muriel wie aus dem Gesicht geschnitten gleicht – nur daß ihre Haare blond statt schwarz sind. Doktor Arrowsmith ist natürlich Feuer und Flamme für Jenny, doch die…
Und wieder darf sich der Zuschauer die interessante Frage stellen, ob Jenny eine wandelnde Tote, ein Gespenst oder tatsächlich „nur“ die Schwester Muriels ist. Ich glaube nicht, daß ich zu viel verrate, wenn ich sage, daß Doktor Arrowsmith seine Schandtaten noch bereuen wird!
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1966 kam dann der siebente und damit letzte italienische Gotik-Grusler mit Barbara Steele namens UN ANGELO PER SATANA (AN ANGEL FOR SATAN) in die Kinos. Regie führte Camillo Mastrocinque, dessen Namen man sonst eher mit Western verbindet. Und mit Anthony Steffen aus Brasilien gibt es auch einen späteren Star des Italowesterns in ganz jungen Jahren zu Gesicht – und das Erstaunliche dabei ist, daß Steffen seine Sache ganz ausgezeichnet macht. Im späten 19. Jahrhundert trifft Roberto Merigi (Anthony Steffen) in einem kleinen italienischen Dorf ein, in dem er eine in einem See entdeckte Statue restaurieren soll. Die Statue gilt als verflucht und die Erbin Harriet (Barbara Steele) hat eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Kunstwerk (und noch einmal so etwas wie eine Doppelrolle für Steele).
Wie in den anderen Filmen zuvor, spielt Ästhetik im Verbund mit Gewalt eine große Rolle in UN ANGELO PER SATANO, und die vielen atmosphärischen, alptraumhaften Szenerien im Verbund mit der absolut wundervollen Musik von Franzesco de Masi lassen den Film zu einem herrlichen Gesamtkunstwerk des Gotik-Horrors werden.
Die Bildqualität der italienischen DVD ist so ziemlich das Beste, was ich jemals bei einem Film aus den ’60er Jahren gesehen habe. Das einzige Problem ist, das es nur italienischen Ton gibt – und diesmal kenne ich auch keine englische Synchronisation. Doch die Handlung ließ sich sehr gut verfolgen, auch wenn ich zu den Dialogen natürlich nicht viel sagen kann. Eine französische DVD gibt es auch – ebenfalls ohne englischen Ton und ohne englische UT. Was soll man machen???
In den folgenden Jahren machte sich Barbara Steele etwas rar, doch es gab noch Auftritte in einigen Kultwerken wie PARASITENMÖRDER (SHIVERS) von David Cronenberg. PIRANHA ist auch ganz nett, doch das Kapitel Gotik-Horror war 1966 mit UN ANGELO PER SATANA geschlossen…
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